Vom kommunalen Umweltmanagement zur nachhaltigen Entwicklung
Die Vorstellung von den Ergebnissen der Fachveranstaltung
Wuppertal, 25. September 2001: UMWELTMANAGEMENT ist ein wichtiges Instrument für eine nachhaltige Kommunalentwicklung. Dieses zeigte die Fachveranstaltung in der historischen Stadthalle am Johannisberg.
Die Stadt Wuppertal, mit 18 registrierten EMAS-Standorten selbst Vorreiter in Sachen Umweltmanagement, stellte Erfahrungen in den drei Themenfeldern „Energie“, „Mobilität“ und „Wirtschaftsförderung“ zur Diskussion. Und 70 Fachleute aus Kommunalverwaltungen, Privatwirtschaft und wissenschaftlichen Einrichtungen kamen nach Wuppertal, um Erfahrungen auszutauschen und Anforderungen an eine nachhaltige Kommunalentwicklung zu definieren.
Fazit der Veranstaltung
Nachhaltige Kommunalentwicklung ist ein Reform-Prozess, der in andere Tendenzen der Kommunalentwicklung (wie z.B. Deregulierung, Budgetierung) eingebunden ist. Umweltmanagement bietet auf diesem Reformweg ein erprobtes und bewährtes Instrumentarium, das mit Zielvereinbarungen, der Schaffung fundierter Datengrundlagen, Kundenorientierung und kontinuierlichem Verbesserungsprozess zur Effizienzsteigerung in der Verwaltungspraxis beitragen kann.
Die Fachveranstaltung wurde eröffnet von Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl. Er verwies insbesondere auf die umfassenden und langjährigen Erfahrungen der Stadt Wuppertal im Umweltmanagement. In diesem Zusammenhang ist in Wuppertal insbesondere auch der Dialog mit der örtlichen Wirtschaft sehr intensiv gepflegt worden.
Das nordrhein-westfälische Umweltministerium hat die Veranstaltung finanziell unterstützt. Staatssekretär Dr. Thomas Griese begründete dieses mit dem erheblichen Interesse des Landes Nordrhein-Westfalen am Instrumentarium Umweltmanagement, das bereits seit vielen Jahren durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert werde. Das Umweltministerium begrüße den Ansatz der Veranstaltung, kommunales Umweltmanagement in den Kontext nachhaltiger Entwicklung zu stellen. Das Land NRW werde auch in Zukunft innovative Ansätze im betrieblichen und kommunalen Bereich fördern.
Dass für das Thema „Kommunales Umweltmanagement“ der Veranstaltungsort in Wuppertal gut gewählt war, betonte Ludwig Karg in seinem Überblicksbeitrag „Umweltmanagement in deutschen Städten“. Nordrhein-Westfalen ist neben Bayern das Bundesland mit den meisten EMAS-Registrierungen, und Wuppertal hat an dieser Entwicklung den größten Anteil. Ludwig Karg verdeutlichte aber auch die Rahmenbedingungen derzeitiger Kommunalentwicklung und zeigte die Bezüge zur Lokalen Agenda 21 auf. Neben den zertifizierbaren Umweltmanagementsystemen EMAS und DIN EN ISO 14.001 ff. erläuterte er weitere Ansätze kommunalen Umweltmanagements (z.B. ÖkoBudget) sowie Hilfsmittel zu deren Umsetzung (z.B. Kommunales Umweltmanagement-Informations-System KUMIS).
Der Wuppertaler Beigeordnete Harald Bayer nahm den Faden auf. Er erläuterte die Entstehungsgeschichte des vom Wuppertaler Stadtrat beschlossenen Handlungsprogramms Zukunftsfähiges Wuppertal und den Stand der Leitbilddiskussion. Das Umweltmanagement ist in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Umsetzung des Leitbildes.
Die anschließende Diskussion bestätigte, dass die Diskussion des (noch) abstrakten Ansatzes der nachhaltige Kommunalentwicklung in einem gemeinsamen Kontext mit dem Instrument Umweltmanagement nur anhand konkreter Beispiele (Strukturen, Maßnahmen, Projekte) möglich ist.
Aus diesem Grund wurden drei Schwerpunktthemen
- Energiemanagement / Gebäudebewirtschaftung
- Mobilität / Virtuelle Kommunikation
- Wirtschaftsförderung / Standortattraktivität
angeboten, die im Rahmen von Workshops vertieft werden konnten. In Initialreferaten wurden beispielhafte Maßnahmen kommunalen Umweltmanagements vorgestellt.
Die Diskussion erfolgte anhand der Fragestellungen:
- Welches sind die Erfolgsfaktoren der vorgestellten Modelle?
- Sind durch das Modell alle Säulen der Nachhaltigkeit gleichermaßen abgedeckt?
- Welche Fragen bleiben offen, welche Forderungen / Wünsche lassen sich ableiten?
Im Workshop 1(Energie) stellten Christian Gleim (Gebäudemanagement Wuppertal GmbH) und Helmut Bauer (Umweltforschungsinstitut Tübingen) Beispiele aus ihrer Praxis vor.
Die wichtigsten Erkenntnisse dieses Workshops:
das Gebäudemanagement muss in die Lage versetzt werden, eingesparte Gelder für weitere sinnvolle Investitionen in die Substanz verwenden zu können. Neben der Finanzierung ist gleichzeitig darauf zu achten, das Energiemanagement in die Gesamtorganisation des Gebäudebetriebs zu integrieren sowie die technischen Voraussetzung zur regelmäßigen Datenauswertung zu schaffen.
Insgesamt sind bei allen Überlegungen einer nachhaltigen Gebäudebewirtschaftung vor allem die Nutzer intensiv in die Vorbereitung und die Umsetzung des Energiemanagements einzubeziehen und am Erfolg der Einsparungen zu beteiligen.
Im Workshop 2 (Mobilität) erläuterten Prof. Dr.-Ing. Felix Huber (Bergische Universität, Gesamthochschule Wuppertal) und Cordula Brendel (Stadt Wuppertal) Beispiele für zukunftsweisende Mobilitätskonzepte auf kommunaler Ebene. Das Projekt Telemove sucht Optimierungsmöglichkeiten in städtischen Quartieren. Innerstädtische Verkehre sollen durch Mobilitätsmanagement unter Nutzung moderner Kommunikationssysteme vermeiden werden. Frau Brendel erläuterte am Beispiel der Stadt Wuppertal, wie Verkehre z. B. durch dezentrale Verwaltungsstrukturen optimiert und Kunden freundlich gestaltet werden.
Eine der wesentlichen Herausforderungen einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung in der Kommune ist die stärkere Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen und die bessere Einbeziehung sozialer Aspekte. Um durch virtuelle Kommunikation eine Verminderung negativer Folgen der Mobilität zu erreichen, ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
Im Workshop 3 (Wirtschaftsförderung) legte Christoph Nieder (Wuppertal GmbH) Ansatzpunkte der Wuppertaler Wirtschaftsförderung in Richtung nachhaltiger Entwicklung dar. Dr. Rainer Kahnert (Büro für Gewerbeplanung und Stadtentwicklung) zeigte den Entwicklungsprozess für ein ökologisch orientiertes Gewerbegebiet in Münster auf, in den die zukünftigen Nutzer intensiv eingebunden worden sind. Das Fazit dieses Workshops: Um die örtliche Wirtschaft zu erreichen, muss das Thema Nachhaltigkeit entsprechend aufbereitet werden. In der Sprache der Betriebe müssen konkrete Angebote entwickelt werden, die die Betriebe zu einem möglichst frühen Zeitpunkt (insbesondere bei Investitionsentscheidungen) ansprechen.
Die Teilnehmer der Veranstaltung formulierten ihre Anforderungen folgendermaßen:
- Nachhaltige Entwicklung braucht eine geeignete Informationsbasis. Dabei brauchen Kommunen Unterstützung.
- Nachhaltige Entwicklung braucht Motoren. Vorreiter müssen unterstützt werden, Moderation und Kontrolle der Prozesse müssen voneinander getrennt werden, externe Beratung ist in vielen Fragen unverzichtbar.
- Nachhaltige Entwicklung muss kommuniziert werden: Erfolge müssen sichtbar gemacht, Schrittfolgen, Beteiligungsmöglichkeiten und Nutzen aufgezeigt werden.
Erwin Rothgang (Stadt Wuppertal) verdeutlichte in seiner Zusammenfassung der Veranstaltung noch einmal die Notwendigkeit, Reformprozesse einzuleiten und frühzeitig auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. Umweltmanagement biete hierfür ein geeignete Instrumentarium. Er appellierte an die Anwesenden, in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich zu beginnen. Als Hilfestellung skizzierte er „Trittsteine“, die als Wegweisung dienen können.